Der Weg nach Santiago
Mai 1996 - Saint Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela
Burgos - Leon
24. Mai 1996
Burgos – Castrojeríz
38 km
25. Mai 1996
Castrojeríz – Frómista
23 km
26. Mai 1996
Frómista – Carrión de los Condes
22 km
27. Mai 1996
Carrión de los Condes – Sahagún
33 km
28. Mai 1996
Sahagún – El Burgo Ranero
15 km
29. Mai 1996
El Burgo Ranero – Mansilla de las Mulas
18 km
30. Mai 1996
Mansilla de las Mulas – Leon
15 km
14-Bedingt durch eine Sehnenscheidenentzündung und einer recht langen Tagesstrecke beginnen wir unseren Weg in Tardajos.
Die als schrecklich beschriebene Meseta zeigt sich von seiner angenehmen Seite. Kilometerlange gerade Wege durch ein
endloses Grün, nur ab und zu unterbrochen von kleineren Ortschaften wie Hornillos. Mehrere Male steigt der Weg steil an um
dann wieder geradeaus aufs nächste Ziel zu streben. In Castrojeriz nehmen wir Quartier. Ein schönes, unter holländischer
Leitung stehendes Refugio, mit sehr beengten Toiletten. Ein Besuch auf der Burgruine runden diesen schönen Tag ab.
15-Nach dem Erklimmen der Colina de Mostelares verlassen wir die Region Burgos um nach Palencia zu gelangen. Große
Bewässerungssysteme verlaufen längs des Weges, kurz vor Frómista treffen wir auf den alten Kanal von Kastilien. Nachdem
wir uns in der nicht sehr sauberen Herberge eingerichtet haben besichtigen wir die romanische Kirche St. Martin. Einen
Edelstein unter den romanischen Kirchen. Mit uns übernachtet eine Gruppe Schweizer, nette Leute die wir auf unserem
weiteren Weg noch öfters treffen.
16-Durch Morgennebel geht es heute nach Carrión de los Condes. Der Weg besteht anfangs aus groben Kieselsteinen, eine
Tortour für die Füße. Auf dem neu gebauten „Pilgerhighway“ läuft es sich da schon bedeutend besser. Auch wenn viele dagegen
wettern, besser als auf der vielbefahrenen Nationalstraße ist es allemal. Eine Horde Hunde greift uns an, nur mühsam können
wir ihnen entrinnen. Ein Erlebnis, dass mich noch Tage lang verfolgt. Trotzdem ein toller Tag. Wir rasten in Villacazar de Sirga
an der riesigen gotischen Kirche und genießen die Wärme des sonnigen Tages. In Carrión ist kein Platz mehr in der Herberge,
so „müssen“ wir bei den Clarissinen übernachten. Eine gute Wahl. In Carrión ist gerade Kommunion, überall sieht man fein
gekleidete Spanier mit ihren fast kostümhaft wirkenden Kindern.
17-Der nächste Tag ist eine große Herausforderung. Nicht das es schwierig
ist zu laufen. Nein, aber es ist weit, heiß und endlos geradeaus. Schon von
weitem sieht man das Ziel, dass immer wieder in die ferne rückt. Dafür
entlohnt uns das luxuriöse Refugio und die zahlreichen Backsteinkirchen,
die leider (weil Montag) geschlossen sind.
18-Auch der folgende Tag bietet eine schnurgerade Wanderstrecke. Die
am linken Rand gepflanzten Bäume bieten keinen wirklichen Schatten, da
sie auf der falschen Seite stehen. Aber wir kommen gut voran in dieser
von Lehmziegelbauten geprägter Landschaft. In El Burgo Ranero, einem
kleinen fast verlassenem Nest übernachten wir im Refugio, ein auch mit
Lehmziegel errichteter Bau. Hier könnte man bleiben und die Einsamkeit
genießen. Doch nach Santiago sind es noch 340 Kilometer.
19-So bringt uns der nächste Tag wieder 20 Kilometer näher. Pfeilgerade ist unser Weg, aber ausgestattet mit vielen Rastplätzen
an seiner Seite. Hier verweilen wir im Schatten der Bäume und können mit den vorbeiziehenden Pilgern kommunizieren. In
Mansilla de las Mulas bekommen wir im Refugio noch einen Platz. Die Herberge ist in guten Händen, dementsprechend
angenehm ist unser Aufenthalt. Das Städtchen ist klein, hat noch eine interessante Stadtmauer aus Lehmziegeln und eine
nette Altstadt.
20-Heute geht es nach Leon, der gleichnamigen Hauptstadt der Provinz. In Leon sind wir im Luxushotel San Marco
untergebracht. Im ehemaligen Sitz des Johanniterordens lässt es sich gut leben. Neben einem großen Badezimmer gibt es
auch einen eigenen Kreuzgang, den wir auch zum Ausruhen und Tagebuch schreiben nutzen. So bleibt auch mehr Zeit für
die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Und die gibt es reichlich. Die reingotische Kathedrale Santa Maria la Blanca, die Basilika
San Isidoro mit dem Pantheon der Könige von León oder das Casa de Botines, ein Frühwerk von Antoni Gaudi. Insgesamt
in interessanter, kulturmäßig angefüllter Tag in dieser quirligen Stadt.
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