Der Weg nach Santiago
Somportpass 2009
Navigator
2009 - Oloron – Somport
15/16. Juni 2009
Bilbao – Irun – Oloron
17. Juni 2009
Oloron – Sarrance
20 km
18. Juni 2009
Sarrance – Urdos
29 km
19. Juni 2009
Urdos – Somport – Canfranc Estacion
20 km
20. Juni 2009
Canfranc Estacion – Jaca
25 km
21. Juni 2009
San Juan de la Pena
22. Juni 2009
Santa Cruz de la Serós – Berdun
24 km
23. Juni 2009
Berdun – Ruesta – Leyre
27 km
24. Juni 2009
Leyre – Sanguesa
19 km
25. Juni 2009
Sanguesa – Monreal
29 km
26. Juni 2009
Monreal – Puente La Reina
19 km
Ist man mit dem Pilgern zu Ende, wenn man von zu Hause aus den Camino bis Santiago de Compostela gelaufen ist?
Gibt es überhaupt ein „zu Ende“?
Wir jedenfalls standen vor der Frage was jetzt: Camino del Norte, Via de la Plata oder ein anderer der vielen Wege.
Schon im letzten Jahr war es unser Wunsch gewesen, über den Somportpaß nach Spanien zu laufen. Vom GR 65 aus sahen
wir von weitem das Aspe-Tal und dieses Jahr wollten wir den im Mittelalter stark begangenen Pyrenäenübergang nehmen.
Unsere Wanderung begann in Oloron-Sainte-Marie, welches am Eingang des Tales liegt. Die Anreise erfolgte per Flug von
Frankfurt nach Bilbao, welches unserem zu erreichenden Ziel Puente la Reina am nächsten lag. Mit Bus und Zug erreichten
wir Oloron am späten Abend des 16. Juni 2009.
Am nächsten Morgen war der Himmel noch stark bewölkt von den Regenfällen der Vortage. Doch die Wetteraussichten der
kommenden Tage waren vielversprechend. Nach einem Besuch der Kirche Sainte-Marie ging es über zum Teil noch recht
morastigen Wegen Richtung Sarrance. Der GR 653 führt über die sanften Ausläufer der Pyrenäen, immer leicht ansteigend
an den überwachsenen Gleisen der einstigen Bahnlinie entlang, die Frankreich mit Spanien verband. Schon bald waren die
Wolken verschwunden und so brannte die Junisonne fest auf uns herab.
Kurz vor unserem Tagesziel, der antiken Badeanlage „Les Fontaines d'Escot“ nahmen wir, ähnlich wie bei einer alten
Dampflokomotive, in Escot noch einmal Wasser auf um für die letzten Kilometer gerüstet zu sein. Das englische Ehepaar
mit ihren vielen Hunden nahm uns gastfreundlich auf und zeigte uns auch in einem Rundgang die zerfallenen Überreste
der Badeanlagen, die sich am Ufer der Aspe befinden. Das herrschaftliche Gebäude, ein schlossähnliches Haus wird von
ihnen wieder Mit Liebe zum Detail restauriert, eine sicher nicht sehr einfache Aufgabe.
Der nächste Tag begann mit Nebel, nach dem Frühstück besuchten wir die Kirche in
Sarrance, in der Hoffnung dort einen Stempel für unseren Ausweis zu bekommen. Doch
kein Zuständiger war aufzufinden und so begnügten wir uns mit dem Bestaunen des über
und über vergoldeten Chores der Kirche. Im Chorgewölbe ist die seltene Darstellung der
„Wurzel Jesse“ sehr farbenprächtig zu sehen.
Eng am Fluss entlang schlängelt sich der Camino nach oben. Im bunten Treiben auf dem
Marktplatz von Bedous rasten wir auf der Treppe zur Kirche und genehmigen uns einige
Madalenas. Nur ungern lösen wir uns von der Szene um unseren Weg Richtung Borce
weiter zu gehen. Wir wollen heute über 30 Kilometer laufen um den Anstieg morgen nicht
allzu lang werden zu lassen. Vorbei an Wasserfällen und immer enger werdenden Fels-
wänden erreichen wir die mittelalterliche Ortschaft Borce wo wir nahe der schönen Kapelle
eine Wasserpause einlegen. Auch der Kaffee im Zentrum in der Nähe der Kirche schmeckt
hervorragend.
Wir haben noch gut eine Stunde zu laufen. Doch die herrliche Landschaft und auch der Anblick die Bergfestung Fortale
entschädigen für die schwere Wegstrecke. Wie 2 Keile nähern sich die Berge und lassen nur Platz für den Fluss und die
Straße. Strategisch überragt die mächtige Festung, welche leider nicht zu besichtigen ist, die Engstelle. Danach öffnet
sich das Tal erneut und wir erreichen müde und abgekämpft Urdos, wo wir in einem Gasthof Unterkunft bekommen.
Obwohl noch etwas Zeit ist reichen die Kräfte nur für einen kurzen Rundgang in den wenigen Gassen. Im Hotel Voyageur
verbringen Manfred und Alfred die Nacht bei 71 getöteten Fliegen und unzähligen umherschwirrenden lebenden.
Wenngleich die einzige geöffnete Unterkunft in Urdos sonst ganz in Ordnung war.
Am heutigen Morgen sind dichte Nebel unterwegs. Doch zum Passaufstieg
ist es nicht mehr allzu weit. Leider verläuft zuerst der GR 653 auf der Straße,
die zu unserem Glück aber nicht stark befahren ist. Als wir dann später kurz
vor dem Somport-Autotunnel in den Wald abzweigen beginnt es leicht zu
regnen. Je höher wir steigen umso heftiger prasselt der Regen auf uns nieder.
Erst als wir fast am Pass angekommen, an einer alten Pilgerstation lichten
sich die Wolken. Die schneebedeckten Berge ragen aus dem Nebel und
auch der Pass selbst ist für einige Augenblicke in Sonnenschein getaucht.
Lange genug für eine paar Bilder und einem Cafe con leche auf der Terrasse
des kleinen Kaffees. Kurz danach sind wir schon wieder von dichtem Nebel
umhüllt. Vorsichtig beginnen wir mit dem Abstieg nach Canfranc. Nur
schemenhaft können wir die Ruinen des alten Hospizes Santa Christina
erkennen. Je tiefer wir aber steigen desto mehr lichten sich die Nebelbänke und um uns baut sich eine gewaltige Bergkulisse
auf.
So erreichen wir Canfranc Estacion. Der überdimensionierte Bahnhof der kleinen Ortschaft stammt aus einer Zeit als man
noch von einer Zugverbindung nach Frankreich träumte. Der Krieg ließ diese Träume platzen und so schlummert das riesige
Gebäude vor sich hin. Zurzeit wird es aufwändig restauriert um es als Kulturdenkmal zu erhalten. Wir haben in der Gite ein
kleines Holzhäuschen gemietet, wo wir etwas beengt aber gemütlich unterkommen. Auf unserer kleinen Terrasse essen wir
zu Abend und genießen unseren ersten Aufenthalt in Spanien.