Der Weg nach Santiago Lyrik am Weg Navigator Die zurück gelegten Tageskilometer machen es oft gar nicht aus; die Wegbeschaffenheit ist ausschlaggebend. Wenn die Sohlen schmatzend durch den Schlamm gezogen werden müssen, werden auch kürzere Entfernungen sehr anstrengend. …… Resumee um 17.00 Uhr (Luppe Violles) Die Sonne wärmt mir meine Füße, weil ich in derselben sitze. Und da ich Kaffee genieße, bringt der innerlich die Hitze. Die heutige Tagesetappe war an Kilometern arm und es machten uns nur schlappe Einundzwanzig davon warm. Doch trotz relativer Kürze -und er machte es nicht leicht- gab der Schlamm uns Tageswürze; ich stell’ fest: Es hat gereicht! Ein wohlschmeckendes Abendessen ist ein kulinarischer Genuss. So erging es uns in unserer Privatunterkunft in Aire sur l’Adour. Allerdings wird man davon auch müde und träge …… Das Lamm rächt sich (Aire sur l’Adour) Träge liege ich im Bett, müde bin ich, satt und brav. Ich fühle mich so richtig fett; schuld daran ist nur das Schaf! Denn es hat in lust’ger Stunde sich ´nen Hammel angelacht, mit dem Bock im Liebesbunde mal ganz schnell ein Lamm gemacht. Eben dieses lag heut abend genüsslich auf dem Teller mein, fein verteilt, den Gaumen labend, durft’s ein Abendessen sein. Und weil eben dieses schmeckte, zartes Fleisch und gar nicht fett, nach dem ich meine Gabel streckte, lieg’ ich träge nun im Bett! An manchen Abenden wird es empfindlich kühl. Schnell treibt es mich dann in die geschützten vier Wände. Und wenn das auch nicht mehr hilft: Ab ins Bett …… Kühle (La Posada Pomps) Es ist mir kühl geworden, der Wolken sind zuviel. Ich ging doch nicht nach Norden, der Süden war mein Ziel! Dort, wo ich mir ersehnte, dass es schön warm sein sollte, wurd’ es, trotzdem ich’s wähnte, nicht so, wie ich es wollte. Ich bin davon betroffen, doch hab ich steten Mut. Ich kann auf morgen hoffen, denn dann, dann wird es gut! Eine Frau ohne Namen, von der ich nur weiß, dass sie französisch spricht. Ich traf mehrmals auf sie, doch grüßen hörte ich sie nie und lächeln sah ich sie nie …… Zeilen an eine Pilgerin in Maslacq Frau, was mag dich berühren? Wie grimmig erscheint mir dein Blick? Kann nichts denn dich animieren, zu deinem persönlichen Glück? Du setzt, wie wir, deine Füße auf uralte Pilgerwege; erwiderst gequält unsre Grüße, angewidert, doch überlege: Möchtest du Pilgerin heißen, die pilgert ohne zu lachen? Die aussieht, als wolle sie beißen, nichts würde ihr Freude machen? Vielleicht wird der Weg dich hinführen Zum offenen „Ich“, hin zum „Wir“. Du wirst es vielleicht einmal spüren. Ich jedenfalls wünsche es dir! Ein Unwetter größten Ausmaßes. Diese Gewitter dauern selten lange, doch sie hinterlassen überschwemmte Straßen, übergetretene Flüsse und Bäche und lassen die Pilger nass werden bis auf die Haut …… Unwetter (Lichos) Donner grollen, Wolken häufen sich bedrohlich schwarz heran; So als wollten sie ersäufen, wer sich nicht erretten kann. Vögel hören auf zu pfeifen, fliegen auf ins sich’re Haus; und selbst die Traktoren kneifen, nehmen schnellstens noch reißaus. Dann – die ersten Tropfen fallen, stürmisch peitscht das Nass heran. Blitze zucken, Donner knallen, künden neue Schauer an. Wellenartig stampft der Regen, Grenzen scheinen nicht gesteckt. Felder, Straßen sind hingegen längst von Wasser überdeckt. Das Gewitter quält sich weiter, erst nur zaghaft, Stück für Stück; ein erstes Hell, es macht sich breiter, bringt uns diese Welt zurück. Farben werden wieder bunter und die Vögel werden wach. Auch die Wäsche die weht munter trocken unter einem Dach. Dadurch, dass wir zu Beginn unserer Pilgerjahre als Erstes den spanischen Camino bewältigten, war St. Jean jetzt quasi unser Endpunkt. Dort schloss sich dann unser Gesamtweg von Zuhause bis nach Santiago …… Ankunft in St. Jean Pied de Port Es ist das Band vollendet, das halb durch Europa schleicht. Wie man es dreht oder wendet: Wir haben das Ziel erreicht! Es dauerte mehrere Jahre, war irgendwie erst nur ein Traum. Ideen reiften und klare Ziele, sie schafften sich Raum. Es warteten Kilometer, viel’ Hunderte würden es sein. Wir starteten, denn steter Tropfen höhlt schließlich den Stein. Wir haben nie aufgegeben, der Gedanke lag uns stets fern. Wir durften sehr Vieles erleben und gingen den Weg wirklich gern. Wir sind nun hier angekommen, geholfen hat man uns gar viel. Wir haben Santiago vernommen: Ultreja! Der Weg ist das Ziel!