Der Weg nach Santiago
Deutschland 2010 bis 2017
2011 - Wertheim – Weikersheim
Donnerstag, 02. Juni 2011
Wertheim – Tauberbischofsheim
26 km
Freitag, 03. Juni 2011
Tauberbischofsheim – Bad Mergentheim
27 km
Samstag, 04. Juni 2011
Bad Mergentheim – Weikersheim
12 km
Wie schnell ist wieder ein Jahr vorbei. Wir stehen am Bahnhof von Aschaffenburg und warten auf Manfred und unseren Zug.
Beide sind pünktlich und so erreichen wir Wertheim am frühen Morgen.
Es ist Christi Himmelfahrt, somit Feiertag und ruhig auf den Straßen. In der katholischen Kirche versuche ich einen Stempel
für meinen Pilgerausweis zu bekommen, doch trotz, oder gerade wegen des Feiertags sind alle Türen geschlossen. Am
Markt im schon geöffneten „Stadtcafe“ beginnen wir unsere diesjährige 3-Tages-Pilgerreise mit einem guten Frühstück,
um die recht lange Strecke nach Tauberbischofsheim bewältigen zu können. Steil geht es zur Burg hinauf, die stolz über
der Taubermündung liegt. Hinweisschilder erklären uns die geschichtlichen Hintergründe der Festung. Bald schon stoßen
wir auf die ersten Zeichen des Main-Tauber-Jakobsweges, eine weiße Muschel auf blauem Grund.
Wir sind Richtung Bronnbach unterwegs um uns das ehemalige Kloster anzusehen. Kurz vor Reicholzheim sehen wir
inmitten von Getreidefelder eine Sternwarte, bis wir uns, von einem fehlenden Wegezeichen kurz in die Irre geführt, hinunter
zum Kloster machen. Es herrscht reger Ausflugsbetrieb. Motorradfahrer passieren die kurvenreiche Straße, das Gasthaus
ist gut besucht. Leider ist in der Kirche Gottesdienst, so dass es nicht zu einer Besichtigung kommt.
Aber der schöne, kleine, barocke Park vor dem Kloster entschädigt uns auch. Nach einem kurzen Weg an der Straße geht
es auf dem Höhenrücken weiter nach Gamburg, wo wir über eine alte, steinerne Bogenbrücke, die Tauber queren. Auch hier
führt uns der Weg am Schloss vorbei, welches stolz auf Ort und Fluss blickt. Unser Weg führt auf den Höhen immer längs
der Tauber entlang, die wir ab und zu im Tal liegen sehen können. Nach 26 Kilometer Pilgerweg gelangen wir nach
Tauberbischofsheim, einem größeren Städtchen mit viel Flair. Unser Hotel „Am Brenner“ liegt etwas außerhalb, aber gut zu
erreichen und wir werden freundlich und nett empfangen. Der anschließende Rundgang lässt uns ein wenig die Geschichte
des Ortes erschließen und ein gutes Abendessen unter freiem Himmel runden unseren ersten Tag gelungen ab.
Heute ist wieder Martin zu uns gestoßen, welcher die nächsten beiden Tage mit
uns pilgern will. So verlassen wir zu viert Tauberbischofsheim, um uns auf den
Höhberg zu begeben. Danach wird der Weg wieder leichter. Er verläuft durch
weite Felder und Weinbergen und lässt uns rasch voran kommen.
Kurz nach Oberlauda rasten wir an der „Lourdeskapelle“. Der schattige Platz gibt
uns Kühle und lässt uns auch etwas zur Ruhe kommen. Über den Galgenberg
wird der Weg steiler, nach einigen Minuten erreichen wir den Winzerort Beckstein.
Ein offener Gasthof gibt uns Schutz vor der mittlerweile heiß brennenden Sonne
und auch unser Flüssigkeitspegel wird wieder auf das normale Maß zurückgeführt.
Nach der Ortschaft Sachsenflur geht die asphaltierte Straße steil nach oben.
Eine Plackerei bei diesen hohen Temperaturen. Nach einigen Irrwegen im Wald
können wir schon von weitem Bad Mergentheim erkennen, unser heutiges Ziel. Unsere Marke von gestern haben wir getopt.
27 Kilometer zeigt unser GPS. So sind wir auch reichlich froh, unser Quartier, den Johanniterhof zu erreichen.
Er liegt direkt gegenüber dem Deutschherrenschloss und so können wir nach einem ausgedehnten Rundgang durch die
schöne Altstadt auch noch der Wachablösung der Deutschherrenwache beobachten. Mit viel Getönse und Brimborium
verrichten die verkleideten Hobbysoldaten ihren Dienst und bieten dem Publikum eine gelungene Show. Einzig der Bläser
auf dem Turm begnügt sich mit einem kurzen Musikstück, was sicher auch ausbaufähig wäre.
Nach Weikersheim, unserem Ziel der diesjährigen Wanderung ist es nicht mehr weit.
Wir queren den kleinen Kurpark der Stadt, vorbei an den Kliniken und Übernachtungs-
häusern. Entgegen der ursprünglichen Planung bleiben wir auf dem Radweg an der
Tauber, denn wir verpassen den Einstieg in die nahen Hügel nach Igersheim. Trotz
der morgendlichen Stunde ist es schon sehr heiß und der Asphalt des Weges ist hart
und fest. Viele Radfahrer sind schon unterwegs, aber unser friedliches nebeneinander
stört niemanden.
Hinter Elpersheim verlassen wir den Radweg und können, nach erklimmen des letzten
Hügels, das Schloss in Weikersheim in all seiner Pracht von oben betrachten. Schnell
sind wir am Marktplatz vor dem Schloss.
Ein Eis und Kaffee sind die besten Mittel gegen die große Hitze. Wir flanieren durch
den schönen Schlosspark und vertreiben uns die Zeit einer Hochzeitsgesellschaft beim
Feiern zuzusehen. Ein Autokorso mit älteren Mercedesfahrzeugen bringt ein wenig
Unruhe auf den Platz. Aber ansonsten genießen die vielen Touristen und natürlich auch
wir das gastliche Städtchen. Der Zug fährt uns anschließend zurück nach
Tauberbischofsheim, wo das Auto von Martin getreu auf uns gewartet hat und uns nach kurzer Fahrt wieder gut nach Hause
bringt.
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