Der Weg nach Santiago
Frankreich 2004 bis 2008
2007 - Figeac bis Lectoure
Navigator
Samstag, 12. Mai 2007
Figeac – La Valade
10 km
Sonntag, 13. Mai 2007
La Valade – Brengues
26 km
Montag, 14. Mai 2007
Brengues – Orniac
25 km
Dienstag, 15. Mai 2007
Orniac – Saint Cirq Lapopie
18 km
Mittwoch, 16. Mai 2007
Saint Cirq Lapopie – Vers
22 km
Donnerstag, 17. Mai 2007
Vers – Cahors
16 km
Freitag, 18. Mai 2007
Cahors – Lartigue
25 km
Samstag, 19. Mai 2007
Lartigue – Lauzerte
26 km
Sonntag, 20. Mai 2007
Lauzerte – Moissac
27 km
Montag, 21. Mai 2007
Moissac – Auvillar
21 km
Dienstag, 22. Mai 2007
Auvillar – Lectoure
34 km
Fast nahtlos schloss sich unsere diesjährige Wanderung an die des letzten Jahres an. Dieses Mal flogen wir bis Toulouse und
erreichten Figeac mit dem Zug. Es war recht warm, nur wenige Wolken am Himmel, als wir gegen 15 Uhr vom Bahnhof
aufbrachen. Über hügeliges Gelände erreichten wir unser erstes Ziel "La Valade", eine kleine Ortschaft oberhalb des Lot.
Kühles Bier zur Begrüßung und auch die Konversation fiel leicht, denn die Besitzer unserer Unterkunft sprachen deutsch.
Am nächsten Tag ging unser Weg nach Beduer, wo sich die Strecke teilte. Wir nahmen die Richtung zur Célé, da wir nach
St. Cirq Lapopie laufen wollten. Angenehmes gehen, hügelauf, hügelab, in St. Eulalie Rast und so erreichten wir gegen
17 Uhr unser Privatquartier in Brengues, in welchem wir ebenfalls sehr herzlich aufgenommen wurden. Gegen Abend zog
ein Gewitter auf, das sich auch am nächsten Morgen noch als Regen fortsetzte. Nicht stark, aber schön gleichmäßig.
Gegen 11 Uhr hatte der Himmel ein Einsehen. Aber der Weg, zugewachsen mit Buchsbäumen, ließ uns wie in einer
"Pilgerwaschstrasse" laufen. Pitschnass von allen Seiten erreichten wir gegen Mittag Marcillac mit seiner beeindruckenden
Klosterruine. Den Berg hinauf, 2 Täler querend, besuchten wir, etwas abseits des GR 651, das Freilichtmuseum Cuzois bei
wieder einsetzendem Regen. Unser Ziel war ein Bauernhof bei Orniac, wo wir unsere Wäsche in einer Waschmaschine
waschen konnten und ein Abendessen mit mehrsprachiger Konversation geboten bekamen.
Am nächsten Morgen hatte sich der Regen verzogen, nur einige dicke Wolken
begleiteten uns auf unserem Weg. Uns zog es nach Pech Merle, einer
steinzeitlichen Höhle mit ihren wunderschönen Felszeichnungen. Um früher
in St. Cirq, dem Rothenburg ob der Tauber Frankreichs anzukommen,
beschlossen wir auf der stillgelegten Eisenbahnstrecke, die bis nach Cahors
führt, zu laufen. Wir überquerten den Fluss auf der alten Eisenbahnbrücke und
erreichten am späten Mittag die wunderschöne Stadt auf einem Felsen über
dem Lot.
Der 5. Tag begann mit Nieselregen, Santiago, der uns eigentlich immer vor
Regenschauern schützte, hatte wohl in diesen Tagen seinen Urlaub genommen.
Wir nahmen wieder die alten Bahngleise über den Lot, besuchten das Eisen-
bahnmuseum in St. Gercy und erreichten bei schönem Wetter Vers am Lot,
wo wir in der "Goldenen Forelle" gut unterkamen.
Von Vers nach Cahors, wo wir wieder auf den GR65 trafen, sind es nur 16 Kilometer, aber der feine Nieselregen, der den
ganzen Tag andauerte, ließ uns die Strecke sehr lang erscheinen. Vorbei an großen Erdbeerfeldern erreichten wir recht
durchnässt Cahors. Bedingt durch den Regen und unserem letztjährigen Aufenthalt in Cahors, entfiel die große Stadt-
besichtigung, nur die Kathedrale und das Museum von Henry Martin standen auf dem Programm.
Am nächsten Morgen kamen wir erst spät weg. Trotzdem waren immer noch Pilger unterwegs. Nach der bekannten Brücke
ging es hinauf in eine sich schnell verändernde Landschaft. Blühender Ginster erinnerte uns an unsere Wanderung durch
das Aubrac. Es blieb trocken und so erreichten wir gegen 16.30 Uhr Lartigue, einen alten Bauernhof dessen Besitzer uns
freundlich aufnahmen. Ein gutes Abendessen mit einem exellenten Salat rundeten den schönen Tag ab.
Lauzerte hieß das nächste Ziel, das wir trotz angekündigten Regens trockenen
Fußes erreichten. Der Weg war durch den Regen stark aufgeweicht, teilweise
sehr steil zum gehen und so waren wir froh, dieses Wegstück ohne Stürze hinter
uns gebracht zu haben. Erst beim "Ersteigen" der hoch auf einem Hügel
thronenden Stadt fing es an leicht zu regnen. Unsere Betten in der Gite waren
trotz Reservierung schon belegt, so dass uns eine freundliche junge Dame in
der Touristinfo in ein anderes, außerhalb der Stadt gelegenes Quartier verlegen
musste. Hier trafen wir auf andere Pilger, welche auch keinen Platz mehr in
Lauzerte bekommen hatten.
Als wir am nächsten Tag aufbrachen, liefen wir zuerst in dichtem Nebel bis wir
wieder den GR65 erreichten. Das letzte Stück nach Moissac legten wir auf der
Landstraße zurück und kamen so bereits gegen 14 Uhr am ehemaligen Kloster "Carmel" an. Dort trafen wir auch auf die uns
mittlerweile bekannten Gesichter, unter anderem ein junges Schweizer Pärchen, dass mit seinem 14monatigen Kind in
Richtung Santiago unterwegs war. Moissac ist eine ruhige Kleinstadt mit einem wunderschönen Kreuzgang, der allein schon
einen Besuch lohnt.
Moissac liegt am Zusammenfluss von Tarn und Garonne, wo auch unser nächster Wandertag entlang lief. Unter schattigen
Bäumen, immer am Kanal entlang erreichten wir die nächste Station Auvillar. Ein kleines, schmuckes Städtchen oberhalb der
Garonne, in dem wir gut zu Abend speisten und eine ruhige Nacht verbrachten.
Der nächste Tag war streckenmäßig unser längster in der Planung und er bereitete uns ein wenig Kopfschmerzen, denn der
Muskelriss, den sich Alfred vor einem halben Jahr zugezogen hatte, behinderte ihn doch sehr. 36 km sind es bis Lectoure,
und so wählten wir den kürzesten Weg nach St. Antonie, wo wir unsere erste Rast einlegten. Über einen neu angelegten
Pilgerweg, der liebevoll mit Büschen und Bäumen bepflanzt war, gelangten wir erschöpft aber glücklich am späten Nachmittag
zu unserer letzten Etappe unseres diesjährigen Jakobusweges. Wir hatten ein Zimmer im Hotel bestellt, aber dort behandelte
man uns fast wie Aussätzige. Der "Meisterkoch" des Hauses unterstellte uns bzw. Pilgern allgemein wohl, dass Wanderer mit
Rucksack generell diverse Krabbeltierchen mit sich führen und verlangte, unsere Schuhe und Rucksäcke in Mülltüten zu
packen. Dies ist keine Werbung für sein bescheidenes 2-Sterne Hotel. Er wird uns auch das letzte Mal gesehen haben!
Zum Trotz bestellten wir uns abends Wein und Pizza die wir zusammen auf der Piazza einnahmen und uns einen lustigen
Smalltalk mit den Besitzern der Pizzaria einbrachte.
In Lectoure endete unsere Tour auf dem GR65. Nächstes Jahr werden wir wieder
von hier aus starten. Doch unser Ziel dieses Jahr war Auch am GR 653 Arles -
Somport, wo wir mit dem Zug wieder nach Toulouse zurückfahren wollten. So
beschlossen wir den gut 46 Kilometer langen Wanderweg "Coeur de Gascogne"
nach Auch zu laufen. Mittlerweile hatten die Temperaturen südfranzösische
Höhen erreicht und nach 26 Kilometer und vielen freilaufenden Hunden
erreichten wir Montestruc sur Gers, wo wir in einem Wohnwagen ein
vortreffliches Quartier fanden. An meinem rechten Bein machte sich immer
deutlicher eine eigroße Schwellung bemerkbar, die mich am Weiterlaufen
hinderte, so dass wir die letzten 15 Kilometer Straße mit dem Bus zurücklegten.
So endete unsere diesjährige Wanderung ein paar Stunden früher als geplant
in der Geburtsstadt des Musketiers d'Artagnan.