Der Weg nach Santiago
Frankreich 2004 bis 2008
2005 - Grenoble bis Le Puy en Velay
Navigator
Freitag, 3. Juni 2005
Grenoble – St. Nizier-du-Moucherotte
12 km
Samstag, 4. Juni 2005
St. Nizier-du-Moucherotte – Autrans
28 km
Sonntag, 5. Juni 2005
Autrans – Rencurel
12 km
Montag, 6. Juni 2005
Rencurel – Pont en Royans
20 km
Dienstag, 7. Juni 2005
Pont en Royans – Bouvante-le-Bas
26 km
Mittwoch, 8. Juni 2005
Bouvante-le-Bas – Léoncel
14 km
Donnerstag, 9. Juni 2005
Léoncel – St. Peray
15 km
Freitag, 10. Juni 2005
St. Peray – Reiler
21 km
Samstag, 11. Juni 2005
Reiler – Chalencon
24 km
Sonntag, 12. Juni 2005
Chalencon – Le Cheylard
19 km
Montag, 13. Juni 2005
Le Cheylard – St. Agreve
19 km
Dienstag, 14. Juni 2005
St. Agreve – Tence
21 km
Mittwoch, 15. Juni 2005
Tence – St. Julien-Chapteuil
25 km
Donnerstag, 16. Juni 2005
St. Julien-Chapteuil – Le Puy
19 km
Unsere Bahnanreise am 3. Juni nach Grenoble war lang und anstrengend. Gegen Mittag erreichten wir die Stadt, die wir
aber gleich wieder verließen um das 12 Kilometer entfernte St. Nizier hoch über Grenoble zu erreichen. Dort hatten wir das
erste Mal
"Gites de hôte" gebucht und waren angenehm überrascht über die Form der privaten Unterbringung.
Gut ausgeruht begaben wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Autrans. Ein schweres Stück Weg, auf steilen Pfaden,
durch neblige Feenwälder immer am Rande des Gebirges entlang warteten auf uns. Wir beschlossen nicht den direkten
Weg über den Berg zu nehmen, sondern um ihn herumzulaufen. Ein Fehler, wie sich bald zeigen sollte. Endlos zog sich
die Strecke mühsam über Felsen und Gestein. Am späten Nachmittag beschlossen wir endlich querfeldein abzukürzen
und gelangten so erschöpft und ausgelaugt in unser Hotel. Das Angebot des Fitnessraumes schlugen wir lachend ab,
nahmen aber dankend das Schwimmbad und den Wirlpool in Anspruch der unsere Muskeln wieder locker machte.
Der nächste Tag erschien uns wie Erholung. Über blühende Wiesen und relativ
leichten Bergstrecken kamen wir in Rencurel an wo uns ein von Holländern
geführtes Motorrad-Hotel gastfreundlich aufnahm. Das gemeinsame Abendessen
mit den vielen Motorradgästen war laut aber herzlich.
Unser weiterer Weg nach Pont en Royans war wieder angefüllt von schweren
Teilstücken. Steile Felsabstürze waren zu überwinden, das unser ganzes
Wandergeschick erforderte. Beim Abstieg zu den Höhlen von Chorache die
wir besichtigten, verlor Alfred den Halt. Nur mit Glück gelang es ihm, sich an
einem Ast abzufangen. In Pont en Royans stiegen wir im Hotel "Musee de l´eau"
ab, das wir auch ausgiebig besichtigten. Überhaupt faszinierte uns das kleine
Städtchen, dessen Häuser wie Schwalbennester hoch über dem Fluss kleben.
Am folgenden Tag ging es wieder bergauf, durch dichten Nebel. Es war kalt und wir kamen nur langsam voran. Ab und zu
gab der Nebel die Sicht auf das schroffe Gebirge frei und wir genossen für kurze Momente die schönen Ausblicke. Unser
Hotel in Bouvante-le-Bas sah von außen aus wie eine Baustelle, der vordere Teil hatte keine Fenster und irgendwie sah
das Ganze recht verlassen und einsam aus. Trotzdem bekamen wir noch 2 Zimmer die einigermaßen bewohnbar waren.
Wir waren die einzigen Gäste, unsere schon in die Jahre gekommene Gastgeberin gab sich mit Küche und Keller alle Mühe
uns den Aufenthalt so schön wie möglich zu machen.
Durch eine grandiose Berglandschaft ging es tags darauf weiter nach Léoncel wo wir die Zisterzienser-Abtei ausführlich
besichtigten. Die romanische Kirche liegt an einer wichtigen Wegkreuzung ehemaliger Straßen. Wir übernachteten wieder
privat, ein Schmuckstück von einem Häuschen, wo wir von 2 Frauen bestens umsorgt und verpflegt wurden.
So konnten wir am folgenden Morgen getrost den Weg Richtung Valence einschlagen. Einige Kilometer vor der Stadt an
der Rhône, in Peyrus war unser Wanderweg zu Ende. Ein Taxi brachte uns in die Stadt. Nach einem Stadtrundgang legten
wir das letzte Stück nach St. Peray auf der "Rue Großumstadt" zurück. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten,
besichtigten wir ausgiebig die gewaltige Burganlage Château de Crussol die sich groß und mächtig über dem Fluß erhebt.
Das nächste Etappenziel war Boffres, eine kleine Ortschaft mit einer Burganlage, von
der allerdings nur noch der Turm steht. Wir blieben in Reiler, einem schönen Haus
zu Füßen der Ortschaft, wo wir wieder die Annehmlichkeiten der privaten
Unterbringung genossen.
Der weitere Weg war wieder leichter zu erwandern. Wir gelangten nach Chalencon
einem mittelalterlichen Städtchen, wo wir in der städtischen Herberge gut unterkamen.
Nur unsere frisch gewaschene Wäsche wollte in den recht feuchten Räumen nicht so
recht trocknen. Unsere Wanderschuhe stellten wir auf das Straßenpflaster zum lüften.
Abends verwöhnte uns der Wirt des benachbarten Restaurants mit der Spezialität des
Hauses, Pfannkuchen.
Am nächsten Tag öffnete er zum Frühstück extra für uns sein Lokal und bewirtete uns
fürstlich. Wir stiegen das Tal hinunter um am Fuße des wildromantischen Flusstales
einer alten, aufgelassenen Eisenbahnstrecke zu folgen. Der Weg nach Le Cheylard
war dadurch sehr angenehm und leicht. Die leicht ansteigende Trasse ließ sich zügig
und problemlos gehen.
Auch am nächsten Tag ging es noch einige Kilometer auf der Trasse weiter, bis wir
den Berg hinauf Richtung St. Agreve abbogen. Nach dem Besuch einer alten Burg-
ruine erreichte uns einige Kilometer vor unserem Ziel die Nachricht, dass Alfreds Frau schwer erkrankt war. So schnell es
ging versuchten wir St. Agreve zu erreichen. Von hier fuhr Alfred mit einem Taxi in das 250 km entfernte Lyon um mit dem
Flugzeug nach Frankfurt zu fliegen.
Nun waren wir wieder zu Dritt. Von St. Agreve aus suchten wir uns einen
Weg nach Tence, um wieder auf den GR65 zu gelangen. Von dort ging es
nach St. Julien-Chapteuil mit seiner großen Stadtkirche. Man merkte es
dem Weg an, dass man wieder auf dem Hauptpilgerweg war. Viele Pilger
liefen mit uns Richtung Le Puy. Auch die Landschaft hatte sich verändert
und zeigte die typischen Vulkanhügel der Gegend um Le Puy. So erreichten
wir am nächsten Tag die wichtige Station des Jakobsweges. Wir besichtigten
ausführlich die Stadt und waren besonders von der Anlage der romanischen
Kapelle Saint Michel d'Aiguilhe aus dem 10. Jahrhundert beeindruckt. Sie
befindet sich auf einer 82 m hohen, außerordentlich steilen vulkanischen
Felsnadel. Wenig später standen wir auf der Treppe vor dem Westportal
der Kathedrale, vor uns der Weg, den Tausende von Pilgern vor uns
gegangen sind und den wir nächstes Jahr auch laufen wollten. Mit dem Zug
nach Lyon und von dort mit dem Bus zurück, erreichten wir wieder die Heimat.